„Ich glaube in der Tat, dass jeder Schachspieler ein Gemisch zweier ästhetischer Vergnügen erfährt: erstens das abstrakte Bild, verwandt mit der poetischen Idee beim Schreiben; zweitens das sinnliche Vergnügen der ideographischen Ausführung dieses Bildes auf den Schachbrettern.“
Spielen Sie Schach? Unabhängig davon, ob man Schach spielt reizt mich diese Metapher. Es ist also ein Bild, abstrakt oder exakt, das ich von dem habe, was sich vor mir ausbreitet. Was hat das mit meiner Marketingstrategie zu tun?
Schritt 1 der Marketing Strategie: Vision und Ziel
Wie soll ich wissen, was ich tun soll, wenn ich nicht weiß, wo ich hin will? Nicht immer handelt es sich um das klare Ziel „Sturz des Königs“. Erster Schritt einer Strategie ist also, sich über das Ziel oder die Ziele klar zu werden. Sie haben es schon klar vor Augen? Glückwunsch! Damit haben Sie einen wichtigen Bestandteil bereits erledigt: Sie wissen, was Sie wollen. Wie sollte ein Ziel formuliert sein?
Ziele Variante I: SPEZI
Zielformulierung / Wohlgeformtheitskriterien nach dem Akronym „SPEZI“:
S | sinnesspezifisch | Ein Ziel soll klar wahrnehmbar und zeitlich, räumlich und sachlich abgegrenzt sein (Danke, FH): Ziel x sollte im Zeitraum y zu einem Grad z erreicht sein. |
P | positiv formuliert | Das Ziel sollte positiv formuliert sein – Nicht-Botschaften kann das Gehirn nicht interpretieren – es erkennt die Botschaft ohne die Einschraenkung. |
E | eigenständig erreichbar | Ziele sollten aus eigener Kraft, mit eigenen Ressourcen umsetzbar sein. Das Verhalten anderer, Markteinflüsse, Schicksal sind auch mit einer perfekten Zielformulierung nicht zu beeinflussen… |
Z | zusammenhängend | Wie wirkt es sich aus, wenn das Ziel erreicht ist? Gibt es Einwände, Widersprüche, Ambivalenzen? |
I | intentionserhaltend | Das Tüpfelchen auf dem „I“Jedes Verhalten hat eine positive Absicht. Auch das neue Ziel sollte diese Absicht erhalten, auf einem eleganterem, leichterem, angemessenerem Weg. Ist diese Intention nicht gesichert, legt man sich unnötig Steine in den Weg zur Zielerreichung. |
Ziele Variante II
Smarte Zielformulierungen
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S Spezifisch Ihr Ziel sollte eindeutig definiert sein, so präzise wie möglich! Probieren Sie mal den Unterschied zwischen „Ich möchte nicht mehr so oft fernsehen“ und „ich werde bis Ende dieses Monats das Inhaltsverzeichnis des Buches fertig haben“. Präzise, ohne Komperative, ohne Vergleiche – Das Gehirn reagiert auf positive Formulierungen, die suggerieren, das Ziel sei bereits erreicht… M Messbar Woran messen Sie Ihr Ziel? Woran erkennen Sie, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben? Woran erkennen Sie Zwischenziele? Wie genau fühlt sich das an? Ziele müssen messbar sein! Hier legen Sie die Kriterien fest. A Angemessen Sie wollen Ihr Ziel erreichen? Also ist es attraktiv und akzeptiert und angemessen, also genau passend. Auch der Aufwand ist angemessen im Vergleich mit dem Erfolg. R Realistisch Ihr Ziel ist erreichbar, unter realistischen Bedingungen, die von Ihnen beeinflussbar sind. Wobei realistisch nicht bedeutet, dass Sie Ihre Ziele zurückhaltend formulieren müssen. Realistische Ziele erreichen Sie mit den Ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln. T Terminiert Zu Ihrem Ziel gehört eine klare Definition dessen, bis wann das Ziel erreicht sein muss. Auch hier gilt ein realistischer, angemessener Rahmen.
Überprüfen Sie Ihr Ziel nach diesen fünf Kriterien und formulieren Sie es ggf so lange um, bis es Sie überzeugt.
Beispiel 1: „Ich möchte Social Media erfolgreich für das Unternehmen einsetzen“.
Was genau heißt Social Media? Wann genau soll ein Erfolg eingetreten sein? Was bedeutet erfolgreich? > Spezifischer: Ziel ist, mit einer Social Media Strategie im ersten Jahr eine Steigerung der Reichweite relavanter Zielgrupe um 15% zu erzielen. Messgröße: Besucherzahlen, Leads. Außerdem soll die Kontaktqualität gesteigert werden. Messgröße: Viralität.
Beispiel 2: „Wir möchten nicht mehr so lange auf Webtexte warten und keine destruktiven Diskussionen über die Inhalte haben.“
Gemeine Falle: Unser Unterbewusstsein ist in der Lage, negative Formulierungen auszublenden. Denken Sie doch jetzt mal NICHT an einen rosa Elefanten! Bei „NICHT mehr destruktiv diskutieren“ bleibt im Gehirn die Botschaft „…möchten …destruktiv diskutieren“ hängen. Formulieren Sie so präzise wie möglich und bleiben Sie dabei positiv. Wenn Sie wissen was Sie nicht wollen, ist das auch wertvoll, eine Zielformuliereung gewinnt hingegen durch positiv-Formulierungen. In oben genannten Beispiel könnte das „Wir möchten mit den Webtexte unsere Reputation verbessern. Imageziel: Experte für Produkt xy.“
Bei konsequenter Anwendung von „SMART“ und der Positivformulierung ergeben sich klare, mess- und überprüfbare Ziele. Die langfristign Ziele dienen dabei eher als Richtungsweiser: Ziele sind AUCH während des Prozesses überprüfbar und verbesserungsfähig, nicht zuletzt im schnelllebigen Social Media Umfeld!
Die Vision im Marketing
Eine Marketingstrategie zu haben bedeutet erst einmal, eine Vision von dem zu entwickeln was sein soll. Wo will ich hin, wie soll es im besten Fall für mich sein? Was soll da sein, wenn die Strategie fertig entwickelt ist? Die Arbeit an der Vision lohnt sich: Gibt es eine Vision, lässt sich das Ziel definieren. Gleichzeitig – oder zumindest mit aufkommender Inspiration – beginnt sich sich im Kopf bereits die Strategie zu formen… Vielleicht erst in kleinen Teilen, erst langsam, oder ganz schnell, in Kreisen oder gradlinig, mit vielen oder mit einigen ausgewählten Ansätzen.
Philosophische Gedanken über das Schachspiel*
Die Beziehung zwischen Wille und „Schicksal“ wird unmissverständlich durch das Schachspiel veranschaulicht, insofern als seine Züge immer verständlich bleiben, ohne in ihren Variationen eingeschränkt zu sein. … In jedem Stadium des Spiels hat der Spieler die Freiheit, zwischen mehreren Möglichkeiten zu wählen. Aber jeder Zug hat eine Reihe unvermeidbare Konsequenzen, so dass der Sachzwang in zunehmendem Maße die freie Wahl begrenzt, wobei das Spielende nicht das Resultat der eingegangenen Wagnisse ist, sondern der rigorosen Gesetze.
Hier ist nicht nur die Beziehung zwischen Wille und Schicksal sondern auch zwischen Freiheit und Wissen zu sehen. … Mit anderen Worten ist die Handlungsfreiheit hier eng verbunden mit der Vorhersehbarkeit und Kenntnis der Möglichkeiten. Umgekehrt wird blinder Antrieb, der beim ersten Eindruck gleichwohl frei und spontan erscheinen mag, im abschließenden Resultat als Eingeschränktheit aufgedeckt. Die königliche Kunst ist, die Welt – außerhalb und innerhalb – in Übereinstimmung mit seinen eigenen Gesetzen zu regeln. Diese Kunst setzt Klugheit (und Erfahrung, Anm. d. V.) voraus, die im Wissen von Möglichkeiten fundiert ist.
*Quelle: Philosophische Gedanken über das Schachspiel
Ein Gedanke zu „Ziele in einer Marketingstrategie“