Zack! Die Inspiration trifft den Kreativen mitten ins Herz. Getroffen sinkt er aber nun nicht in sich zusammen, sondern fällt in einen Tunnel: rechts und links huschen schemenhafte Gestalten, Geräusche vorbei. War da was? Dialog ist lediglich noch möglich um sich höher hinauf zu schaukeln, höher, weiter, exzentrischer….
Von der Muse geküsst…
Was macht der Mensch, nun einmal von der Inspiration beseelt, geküsst, lässt er seine Mitmenschen daran teilhaben?Lädt er die Kollegen ein zur Besprechung darüber, wie man diesen genialen Geistesblitz in naher- bis mittelferner Zukunft unter welchen Bedingungen eventuell umsetzen könnte? Kündigt er rechtzeitig an, es könne eventuell Veränderungen geben? Er schaut sich vielleicht noch mal um, keiner da, hier mit ihm im Tunnel. Also weiter geht´s… In der Regel kommt mit dem Kreativitätschub ein euphorisches Hoch. Welt, schau her, ist das nicht genial! Ein göttlicher Funke, räkeln im Glücksgefühl. Gross-ar-tig!
Könnt Ihr eure kreativen Prozesse nicht mal planen?
Und was wissen wir über euphorische Hochs? Richtig, man kommt auch wieder runter. Spätestens wenn Mitmenschen ins Spiel kommen. Mitmenschen, die in anderen Prozessen unterwegs sind. Planer, Performer, Strukturierte, Organisatoren, Buchhalter, Menschen eben mit planbaren Aufgaben. Und jetzt die Frage: Ist Kreativität planbar? Und ich meine jetzt nicht, ob sie einem Rahmen braucht, wie sie abrufbar ist, wann sie entsteht. Die Frage ist, ob der Prozess der Kreativität unterbrochen werden kann, um an „geeigneter Stelle“ und Zeit wieder aufgenommen zu werden. Um andere Meinungen einzuholen? Um zu kontrollieren? Um vorzubeugen, dass keiner etwas kreiert, was nicht sein darf? Um der kreativen Gestaltungsfreiheit ein wenig von ihrer ungeordneten Bedrohlichkeit, ihrer Autonomie zu nehmen! Wo kommen wir denn da hin? Wenn jeder seiner Kreativität einfach so ungeplant freien Lauf ließe…?
Wenn Kreativität fließt…
Wenn Kreativität fließt, lässt sie sich dann durch Planung reglementieren? Meine Meinung dazu: Nenn´ es Tunnel, nenn´ es Flow, Engagement oder Energie – Kreativität braucht freie Bahnen um zu fließen. Und das Ergebnis? Nun, das ist manchmal passend, manchmal nur der erste Schritt auf dem Weg zum Ziel. Immer aber ist es ein Produkt, das einem schöpferischen Prozess entsprungen ist – einem freiheitlichen Prozess. Freiheit im Geiste, im Denken ist ein Grundrecht. Freie Gedanken, freier Geist. Dazu fällt mir eine der 5 Freiheiten* nach Virginia Satir (1916 – 1988) ein, der Begründerin der systemischen Familientherapie:
Die Freiheit in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, anstatt immer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen.
Kreativität und Freiheit im Denken gehen miteinander, durch dick und dünn. Und wenn sie nicht aufgehalten werden durch Ängste, Normen und übermächtige Regeln, sind sie vielleicht auch unsere Rettung aus der tristen Not dessen, was wir schon immer getan haben.