Tipp-Artikel sind ja sehr beliebt: Tipps für mehr Traffic auf Ihren Seiten, Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit, Tipps für ein strahlendes Lächeln oder für Wiederherstellen von Passworten über die php-Datenbank – es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Unter diesem Aspekt ist es völlig verständlich, dass es auch Berater-Tipps für Frauen in Social Media gibt. Soweit so legitim. Einen ganz besonderen Tipp-Artikel mag ich nun genauso wenig unkommentiert lassen wie Anne Schüssler oder Ninia (die headline;)) und Kiki. (Auch Kerstin Hoffmann folgte mit einem wie immer bei ihren Texten sehr gut lesbaren Artikel namens Randgruppennetzwerkberatung, aktualisiert 01.06.2013)
Viele Tipps sind extrem hilfreich (Ich habe zum Beispiel mal das Passwort meines Autoradios, welches vom freundlichen Ford-Mitarbeiter bereits abgeschrieben war, mithilfe eines wertvollen Forum-Hinweises geknackt… Total verrückte Sache, Tür auf, Zündung an, Taste, Tür zu, noch ne Taste etc. …. :)) und manche sind es, nun ja weniger. Auch das ist ok. Manche Tipps sind auf jeden Fall ähnlich wie Frauentausch, Jungfrau-sucht-TV einfach nur peinlich. Man möchte sich hinter Sofakissen vergraben und sich einreden, der Autor sei unter ominösen Umständen gezwungen worden, diesen Mist auch noch mit seinem Namen zu verzapfen. Hier liegt auch das Problem: Vielleicht ist es ihm gar nicht peinlich? Vorausgesetzt, eine Voraussetzung, Schamgefühl zu empfinden, sei eine gewissen Fähigkeit zur Selbstreflexion…. Nun ja. Zurück zum Artikel „…wie sich Frauen in sozialen Netzwerken noch besser präsentieren“ auf deutsche-startups.de. Wer es sich unbedingt antun möchte kann hier nachlesen.
Was könnte also die gute Absicht der Autorin (!) sein, diesen sicherlich ebenfalls gut gemeinten Artikel eines Beraters hinauszulassen? Keine Aufregung: Es ist doch bloß ein SEO-Artikel. Content ist Content – oder nicht? Da kann man auch schon mal Seichtes á la „Frauen verbündet euch!“ texten… (BTW Ich wünsche mir ein Update, einen Bullshit-Seeker oder Socialmediamacho-Penalty, wie wäre es mit Google Tigerin ;))
Der Artikel „Frauen in Social Media“ in Einzelteilen:
- Die Headline: „Tipps, wie sich Frauen in sozialen Netzwerken noch besser präsentieren“: Es sind Tipps. Also mal schön danke sagen… Und sie betreffen nur Frauen. Weil die sich etwas von „den Männern“ abgucken können. Konkrete Beispiele versäumt der Verfasser leider zu nennen… Was heißt auch „noch besser“? Besser als wer? Wann ist es gut? Wer sind überhaupt „diese Frauen“ und warum sind sie in einem Topf?
- Das Bild: Ein ganz tolles Stockphoto. Im Matrix-Style schiebt Frau mit gelassenem, ja verträumtem Blick Machtzentren zusammen. Zum Glück ist das Ganze übersichtlich gestaltet. Gut, Bilder sind Geschmacksache. Kleiner Tipp: Ein Bildtitel unterstützt zum einen die thematische Zuordnung, hier könnte statt „ds_netzwerk_frauen“ also beispielsweise „Frauen in sozialen Netzwerken“ stehen – wobei keinem der Begriffe ein sonderliches Suchvolumen zuzuordnen ist. „Netzwerk Frauen“ 3.600 lokale Suchanfragen – allerdings darf man erwarten dass hier anderes erwartet wird als XING-Tipps…), zum anderen unterstützt er die Usability.
- Auf Sätze wie „Im Zeitalter der zunehmenden Digitalisierung und der beinahe ausschließlichen Internet-Kommunikation werden Business-Netzwerke, wie Xing und LinkedIn, immer wichtiger für eine erfolgreiche Karriereplanung.“ möchte ich hier lieber nicht näher eingehen…
- Der erste Eindruck zählt? Sic! Darf man auch bedenken, wenn man Tipps für Frauen in Social Media schreibt…
Übrigens ist der Bildtitel Thomas Keup und nicht Peer Bieber – wer ist denn jetzt der Autor?
- Soziale Kompetenzen in XING? Ja klar! Fachliche und soziale Kompetenzen. Wäre die Aussage, zeigt, was euch authentisch macht, zeigt Persönlichkeit, belegt eure Stärke, macht euch auf eure individuell Weise interessant… ach, das wäre schön und vor allem hilfreicher gewesen…
- Darstellung der Interessen: Hier sehe ich den Peak: klischeehafte, weibliche Freizeitinteressen? Ist Tanzen und Yoga klischeehaft? Welches Milchmädchen präsentiert sich denn in XING klischeehaft mit typischen weiblichen Eigenschaften? Und was in aller Welt meint der Autor mit „driftet meist ab…“ Welches Profil ist hier als Beispiel für „alle Frauen genannt? Meist? Ich kenne kein einziges Profil nach diesem Schema (Aber sehr viele Klinkenputzeroptimierererfolgsverbesserer-Profile. Männlich, falls das jemand anzweifelte) (Atmen, tief atmen…)
- Anzahl der Kontakte ist überschaubar – Nun ja. Hielt ich bisher immer für ein Problem der Nutzung sozialer Netzwerke allgemein. Wer viel macht, hat halt viele Kontakte.
- Lebenslauf & Ausbildung. Also wir sprechen hier von XING, ja? Und für alle, die international wirken wollen, von LinkedIn. Da gab es doch mal diesen Ausspruch: Papier ist geduldig. Liebe Leute, das ist MARKETING! Natürlich! sollte jemand der sich präsentiert ein schlüssiges und interessantes Bild von sich abgeben….
- Dem Profil ein Gesicht geben: Tipp: Keine Urlaubsfotos verwenden. Verstehe nicht was der Autor meint. Mir ist nicht ein einziges Profil in XING bekannt, in dem ein Urlaubsfoto verwendet wurde.
- Fachliche-technische Fähigkeiten. Starke Soft Skills… Soso. Interessante Wortschöpfung. Ist ja schön, wenn jemand so kreativ mit Sprache umgeht, oder?
- Sie bewegen sich in einem Business-Netzwerk. Ihre Augen werden schwerer und schwerer und sie fallen – business – müder und müder in einen tiefen – Netzwerk – Schlaf….
- Bleiben Sie ehrlich. Ehrlich währt am längsten. Hat schon meine Großmutter gesagt!
Abschließen soll man ja mit etwas Positivem: Mir gefällt der erste Satz des Fazits: Frauen verbündet Euch! Gegen Platitüden, SEO-Artikel ohne Aussage, gegen Dummheit. Vielleicht auch dafür denen zu helfen, die es einfach übersehen haben, nachzudenken… Natürlich nur wenn gewünscht 😉 Und last not least einen freundlichen Gruß an Herrn Bieber: Sofern Sie existieren – Da hat man sie aber ganz schön auf´s Glatteis geführt, oder?